Neben dem weißen Fell und den markant blauen Augen fällt Schäferhund Inuki
besonders durch sein gelbes Halstuch mit drei schwarzen Punkten auf: Er ist
blind. Doch das mindert keineswegs seine Freude am Leben – im Gegenteil:
"Inuki ist ein liebenswerter Draufgänger – ein Wanderflokati", so Herrchen
Leon Leinweber.
Der Rettungssanitäter lebt mit seinem treuen Vierbeiner im kleinen
Kalbacher Ortsteil Veitsteinbach (Landkreis Fulda). Im November wird Inuki
fünf Jahre alt. "Ich habe den Welpen mit acht Wochen zu mir geholt." Sein
erster Hund litt an einem Hirntumor und musste eingeschläfert werden. "Für
mich war klar: Ohne geht nicht. Ich brauche unbedingt wieder einen Hund.
Also habe ich nach einer geeigneten Rasse und einem passenden Züchter
gesucht", erklärt der 30-Jährige im Gespräch mit Osthessen-News. So sei er
auf die weißen Schäferhunde gestoßen.
Inukis Augenlicht schwindet: Diagnose PRA
Inuki stammt aus der Nähe von Wacken in Schleswig-Holstein. Nach einiger
Zeit wurde der Hundebesitzer skeptisch: "Als er dann mal geradlinig gegen
eine Wand lief, wusste ich, dass etwas nicht stimmt." Zu diesem Zeitpunkt
nahm Inukis Augenlicht bereits ab. In einer Augenklinik in Pohlheim
(Landkreis Gießen) folgte die Diagnose: progressive Retinaatrophie (PRA).
Bei dieser Erkrankung stirbt die Netzhaut des Hundes fortschreitend ab, bis
beide Augen schließlich erblinden. "Es ist ein Gendefekt – Tiere mit weißer
Fellfarbe neigen dazu."
Veränderte WahrnehmungInzwischen ist der Schäferhund komplett erblindet.
"Anfangs konnte er wenigstens noch hell-dunkel unterscheiden." Auch die
blaue Augenfarbe schwindet und sie werden mit der Zeit trüb und verblassen.
"Inuki war ziemlich verunsichert und ist immer neben mir gelaufen." Was auf
keinen Fall für den 30-Jährigen in Frage kam: eine Schleppleine. "Mein Hund
sollte sich trotz Handicap weiterhin frei bewegen können. Dafür musste er
lernen, sich in der Umgebung zu orientieren." Keine leichte Aufgabe, doch
das Üben hat sich gelohnt: "Inukis Sinne haben sich geschärft, seine Nase
hat sich unheimlich verfeinert."
Ein Energiebündel auf vier Pfoten
Ballwerfen, Tunnellaufen und Pfötchen geben, funktionieren größtenteils
einwandfrei - ein Leckerchen darf hier natürlich nicht fehlen. Der
energiegeladene Rüde spielt auch gerne mit seinen Artgenossen. "Wenn Inuki
versehentlich gegen den anderen Hund stößt, merkt dieser schnell, dass er
das nicht böswillig macht." Zu Hause in den vertrauten vier Wänden verhält
sich der Schäferhund souverän, "manchmal ist er jedoch ein richtiger
Tagträumer und unkonzentriert - dann läuft er doch mal gegen die Wand oder
stößt gegen den Wohnzimmertisch."
Besondere Mensch-Tier-Beziehung
Einen blinden Hund zu halten, sei durchaus eine Herausforderung für
Tierhalter - die Umgebung müsse stets beobachtet werden. Wo lauern
Gefahrenquellen wie Kanten und Gräben? "Ich bin sozusagen sein Coach und
weise ihn auf Problemstellen hin. Man muss aber auch lernen, sich einfach
darauf einzulassen", konstatiert Leinweber. Denn: "Es bringt nichts, den
Hund bei jeder Bewegung zu kontrollieren, wie ein Helikopter-Hundebesitzer.
Ich passe zwar immer noch unheimlich auf, aber inzwischen vertrauen wir uns
da gegenseitig." Dies sei der ausschlaggebende Grund, wieso alles
reibungslos funktioniere. Inuki ist eine große Bereicherung für den
Hundebesitzer. "Er ist ein Stück Familie. Trotz Handicap habe ich mit ihm
unendlich viel Spaß." Auf Instagram unter "Inuki_white_shepherd" können die
gemeinsamen Abenteuer der beiden weiter mitverfolgt werden. (Maria
Franco)
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