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Ob Hund, Katze, Hamster oder Pferd – ihre Tiere gehören für die meisten
Haustierbesitzer zur Familie. Dementsprechend groß ist auch die Trauer, wenn
das geliebte Haustier stirbt. Umso wichtiger ist es, in Würde Abschied zu
nehmen. Und genau darum kümmern sich die Pferde-Bestatter Sandra und Jochen
Lutz.
Die beiden betreiben zwei Krematorien für Pferde. Lange Zeit war die
Einäscherung von Pferden verboten. Erst seit 2017 dürfen Pferde in
Deutschland kremiert werden. Manchen Besitzern ist die Einäscherung viel
Geld wert.
Von außen betrachtet ist es nur ein Pferdeanhänger. Doch dahinter verbirgt
sich ein XXL-Bestattungsfahrzeug. Mit einer schweren Kette kann ein
Pferde-Kadaver auf einer stabilen Matte ins Innere gezogen werden.
Der Fahrer bringt das tote Tier dann nach Schwäbisch Hall. Am dortigen
Waldfriedhof liegt das Tier-Krematorium der Pferde-Bestatter Sandra und
Jochen Lutz.
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Enge Bindung zwischen Mensch und Pferd
Bestatterin Lutz (44) spricht von „einem würdigen Abschied“, den nicht nur
Familienmitglieder verdient hätten. „Pferde können bis zu 40 Jahre alt
werden“, sagt sie. „Die Tiere begleiten ihre Besitzer manchmal durchs halbe
Leben, und sie gehören somit zur Familie.“
Tatsächlich unterscheidet sich ihr Bestattungsinstitut kaum von einem
Human-Krematorium. Die Lobby ist edel und in Holz gehalten. Leise spielt
Musik. In Regalen stehen Tier-Urnen in vielen Varianten, ganz schlicht oder
völlig verspielt. Die Behältnisse für Pferde-Überreste sind etwa 50
Zentimeter hohe rechteckige Kisten aus unterschiedlichen Holzarten. Wem es
gefällt, kann eine umgearbeitete Satteldecke mit der Asche befüllen.
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Für Pferde-Bestatter gelten strenge Vorschriften
„Für tierische Asche gibt es im Gegensatz zur menschlichen keine
Bestattungspflicht“, sagt Lutz. „Der Besitzer kann die Urne aufbewahren, wo
er möchte, oder auch die Asche verstreuen.“
Von der Einlieferung ins Krematorium bis zur Verbrennung ist der
Gesetzgeber hingegen streng: Der Bestattungsmitarbeiter darf nur im
Schutzanzug die große Halle betreten, in denen das Pferd auf einem Rolltisch
aufgebahrt liegt. Die Besitzer, die oft mit Familie anreisen, dürfen die
letzten Meter bis zum Verbrennungsofen lediglich aus mehreren Metern
Entfernung durch eine Scheibe beobachten.
„Bei der Einäscherung eines Menschen können die Angehörigen auf Wunsch die
Tür zum Ofen mit einem Schalter direkt am Sarg öffnen“, erläutert Lutz die
Unterschiede der beiden Beerdigungsarten. Beim Menschen ist die Anlage auf
850 Grad Celsius vorgeheizt.
Bei einem Pferd wird der Brenner erst angeworfen, wenn der Körper im Ofen
ist. Sechs bis acht Stunden dauert der Vorgang, bis die Reste so klein sind,
dass sie für die Urne zu einem Granulat gemahlen werden können. Beim
Menschen dauert das Ganze eine Stunde.
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Die Einäscherung von Pferden ist erst seit 2017 erlaubt
Die Eheleute Lutz sind keine gelernten Bestatter. Sie ist gelernte
Versicherungskauffrau, ihr 48-jähriger Mann Industriekaufmann. 2003 haben
sie in Schwäbisch Hall ihr Human-Krematorium eröffnet. Drei Jahre später kam
ein Krematorium für Haustiere hinzu. Pferdeliebhaber zahlen zwischen 2000
und 3000 Euro dafür, ihr verstorbenes Reittier einäschern zu lassen, je nach
Größe des Tiers.
Pferde dürfen nach dem Gesetz in Deutschland erst seit 2017 eingeäschert
werden. Davor blieb ihren Besitzern nichts anderes übrig, als den Kadaver
einem Abdecker zu überlassen. Vergraben war und ist verboten.
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In einer Tierkörperbeseitigungsanstalt wird das tote Pferd zusammen mit
anderen Großtieren zu Futter und Blumenerde verarbeitet oder das Fett für
die Kosmetikindustrie aufgearbeitet. Pferde sind aber auch ein Lebensmittel.
Noch gibt es einige verbliebene Pferdemetzgereien, die vor allem Würste
herstellen.
Krematorium arbeitet an der Kapazitätsgrenze
„Es besteht schon länger die Möglichkeit, das Tier in anderen EU-Ländern
verbrennen zu lassen. Aber nicht immer auf legale Weise“, weiß Sandra Lutz.
Sie seien vor drei Jahren im Oktober als erste auf dem Markt gewesen. Drei
bis fünf Einäscherungen verzeichnet „dank & treu“ in der Woche. „Damit
sind wir hart an der Kapazitätsgrenze.“
Ende 2019 haben die Schwäbisch Haller Pferde-Bestatter auch ein Krematorium
in Blender bei Verden (Niedersachsen) eröffnet. Der fast 600 Kilometer
entfernte Standort kommt nicht von ungefähr: „Verden gilt in Deutschland als
die Reiterstadt“, sagt Lutz. Ein Ortswechsel kommt für die Familie aber
nicht in Frage: Schwäbisch Hall sei und bleibe ihre Heimat.
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